
Be a warrior not a worrier. Wenn es um dich selbst geht, dann sei mutig. Schon Helge Schneider wusste, dass es nicht wichtig ist, ob man gewinnt, sondern dass man es tut. Und manchmal geht es auch nur darum, es zu versuchen. Die Entscheidung für die Seefahrt war eine der besten in Carlys Leben.
Die große Welt wurde plötzlich erreichbar, die persönlichen Grenzen überwindbar, die eigene Kraft und Ausdauer erlebbar und die unendliche Weite der Ozeane ein Teil des Alltags. Dem Abenteuer ein Gesicht zu geben, das ist es, was diesen Job so einzigartig macht. Sich wild und frei fühlen, lernen mit Veränderungen und mit Minimalismus auszukommen. Und mit Menschen. Aus der ganzen Welt und mit unzähligen sehr persönlichen Gedanken und Ideen und Sorgen und Nöten. Voller Vielfalt und Andersartigkeit und Carly mittendrin. Und dabei trotz all dieser Menschen, die am selben Ort leben und arbeiten, die individuelle Einsamkeit erleben und genießen lernen. Die Enge an Bord mit der Freiheit und Fremdartigkeit aller Ziele in Einklang bringen. Sich jeden Tag wieder für das Leben entscheiden, das so besonders ist an Bord und so schwer zu beschreiben, weil es so viele Gefühle beinhaltet, die weit über Abenteuerlust und Unabhängigkeit und Entscheidungsfreude hinausgehen.
Carly erinnert sich an ihren ersten Tag an Bord. Die Aufregung, die Vorfreude auf das Unbekannte, die Hilflosigkeit in den langen Fluren, die alle in dieselbe Richtung zu führen scheinen und wo sie als Erstfahrerin völlig die Kontrolle über Raum und Zeit verloren hatte, ja nicht einmal mit Sicherheit sagen konnte, ob sie sich gerade Richtung Bug oder Heck bewegt, also nach vorne oder nach hinten im Schiff. Dazu eine Uniform mit einem Namensschild, so dass sie wie ein ganz normales Crewmitglied aussah, ohne sich auch nur im Geringsten als ein solches zu fühlen. Und dann das erste Treffen mit einigen Gästen. Das erste Auslaufen bei Sonnenuntergang. Die Schönheit und die Angst gleichermaßen überwältigend.
Carly kann heute mit stolz auf die Tränen zurückblicken, die sie damals nicht zurückhalten konnte. Ohne zu erahnen, was dieses Leben an Bord noch alles für sie bereithalten würde. Und dazu eine nette Dame, die ihr kurz zuvor stolz erzählt hatte, wie viele Reisen sie bereits absolviert hat auf den Schiffen der Flotte und ganz ergriffen war, dass ein Crewmitglied sich genauso sehr über Sonnenstrahlen und Ausblick erfreuen kann „nach all der Zeit“.
Auf die Frage, wie lange sie denn schon dabei sei antwortete Carly wahrheitsgemäß: „seit ein paar Stunden…“ und war plötzlich nicht mehr das Crewmitglied, sondern der Mensch in Uniform. Mit all ihren Gefühlen und Unsicherheiten und Träumen. Und nachdem sich die Dame vom kleinen Schock der Information erholt hatte, sagte sie zu Carly: „Ich bin mir sicher, dass du die richtige Entscheidung getroffen hast.“ Und dem konnte Carly nur zustimmen.
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