
„When in doubt, choose happiness”, “Say Yes to new Adventures”, “Warte nicht auf irgendwann”,… Carly mag diese Postenkartenweisheiten, die das Leben in scheinbare Einfachheit sortieren und über jeglichen Zweifel erhaben sind. Ganz logisch, frau tut einfach, was sie glücklich macht und der Rest ergibt sich oder folgt nach.
Immer wenn es irgendwo Sprüche zu lesen gibt, lässt sie kurz die Gedanken schweifen. Was macht denn glücklich? Oder wie wird frau glücklich? Mit über 30, als Single? Die Gesellschaft erklärt oft subtil, manchmal direkt, dass Menschen als Paar einer Norm entsprechen, die sozusagen die Basis für das allgemeine Glück bildet. Davon-abweichen wird nicht etwa als spannend oder abenteuerlustig interpretiert, sondern vielmehr als abnormal oder sogar gefährlich. Eine Postkarte würde vielleicht sagen „Besser zu zweit“ oder „Zwei ist eine sinnvolle Zahl“.
Carly ertappt sich manchmal bei solchen Überlegungen. Aber dann doch lieber „Life is great“, „The world needs you!” und „If you can dream it, you can do it“, das passt besser zu ihr.
In den Jahren als Seefahrerin hat sie viel über sich selbst gelernt. Und darüber wie die Aussagen und Verhaltensweisen von anderen Menschen sehr viel mehr über diese Personen aussagen, als über die vorliegende Situation oder gar die Persönlichkeit von einem selbst. Seefahrer sind ein spezielles Völkchen, genau wie das auch bei vielen anderen Berufsgruppen zu beobachten ist. Und manche verkörpern sogar das perfekte Klischee des missmutigen Einzelgängers, des Seebären, der nie zu Hause ist und wenn das Festland doch mal betreten wird, dann nur vorübergehend, denn dann ruft ja wieder die wilde See. Dort herrschen dann die Gesetze der Freiheit und der Einsamkeit zusammen mit der Weite und Ungebundenheit und eigentlich ist das ja eh alles wie Urlaub.
Carly schmunzelt in sich hinein bei dem Gedanken daran, wie sie immer wieder erklären muss, dass die raue See sie nicht davon abgehalten hat, den Job an Bord anzunehmen und dass der Seegang manchmal durchaus dafür sorgt, dass persönliche Habseligkeiten oder Arbeitsmaterialien aus den Regalen fallen oder der Bürostuhl ein Eigenleben entwickelt und sich am Schreibtisch festgehalten werden muss, um sich nicht auf dem Stuhl sitzend auf den Weg in den Flur zu machen.
Den morgendlichen Kaffee mit Blick auf das unendliche Blau zu genießen, entschädigt jedoch für jeglichen Wellengang und spricht den Gesetzen der Freiheit und der Ungebundenheit ihre Berechtigung zu. Für Carly bedeutet das Meer Abenteuer, es erzeugt ein Glücksgefühl für das sie sich jederzeit wieder entscheiden würde. Nicht irgendwann, sondern jetzt!!
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